Furioser Auftakt zum Zeltspektakel in Wendlingen - Varieté-Show hat das Publikum zu Beifallsstürmen hingerissen
WENDLINGEN. Auch wenn nicht jede Karte verkauft, das Zelt nicht bis auf den letzten Platz belegt war, der Einstand zum 25. Zeltspektakel in Wendlingen ist furios gelungen. Das Experiment, das Jubiläum mit einem Varieté zu beginnen, ist geglückt. Das Publikum war begeistert.
Von Karen Schnebeck
Hansjörg Fritz organisiert mit seinen Vereinskameraden seit 25 Jahren das Festival und wundert sich selbst ein bisschen, dass man erst zum Jubiläum auf die Idee mit dem Varieté gekommen ist. Schließlich gebe es außer in Stuttgart in der Region kaum Angebote auf diesem Sektor, und beim Publikum komme die Neuerung offensichtlich gut an, stellte Fritz am Donnerstagabend zur Halbzeit der Auftaktveranstaltung fest.Fritz ist ein Tiefstapler. Tatsächlich spendeten die Zuschauer den Artisten im Zirkuszelt minutenlangen Beifall. Als das bunte Programm aus humorvoller Zauberei, ironischer Poesie, spektakulärer Jonglage und rasanter Artistik gegen 23 Uhr zu Ende ging, wollte das Publikum die Künstler gar nicht mehr von der Bühne lassen. Dabei hatten die Veranstalter im Vorfeld noch gefürchtet, mit dem Experiment im Zirkuszelt zu floppen. Während das Zeltspektakel am Schäferhauser See Samstag und Sonntag bereits ausverkauft ist, waren für das Varieté nur wenige Karten vorab verkauft worden. Doch die Besucher kamen dann doch. An der Abendkasse hätten zwar noch ein paar Karten mehr verkauft werden können, doch so leer wie die Spektakelmacher gefürchtet hatten, blieb das Zelt längst nicht.Der Zauberkünstler und Conférencier Desimo führte die Gäste im Zirkuszelt mit Seil- und Kartentricks humorvoll durch den Abend. Immer wieder holte er sich dazu auch Verstärkung aus dem Publikum, ließ eine Zuschauerin ganz aus der Nähe das Seil begutachten, das er in der Mitte durchschnitt, um am Ende trotzdem ein ganzes Seil statt zwei Hälften in der Hand zu halten. Während die Frau die ganze Zeit das Seil beobachtete, ließ Desimo für die restlichen Zuschauer bestens sichtbar hinter seinem Rücken kleine Seilstückchen verschwinden, die er statt dem echten Seil zerschnitten hatte. Das Publikum meinte den Trick durchschaut zu haben, nur um am Ende doch wieder mit einer neuen, undurchschaubaren Variante des Seiltricks verblüfft zu werden.Die Tuchakrobatin Andrea Engler ließ Hula-Hoop-Reifen ihren Körper auf und ab kreisen und turnte mit Tüchern, der Jongleur Axel S. ließ Diabolos so schnell an ihren Fäden rotieren, dass den Zuschauern fast schwindlig wurde. Der Kabarettist und Wortakrobat Sebastian Krämer machte sich zum Vergnügen des Publikums sprachgewaltig und mit viel Ironie über die großen und kleinen Absurditäten des Alltags her: Am Klavier bot er einen Beitrag zur Diskussion über das Rauchen oder rappte vom Elend eines Hip-Hoppers, dessen Arme seit kurzem unkontrolliert zucken. Der Berliner BMX-Frank fetzte mit seinem Rad über die Bühne, turnte auf dem Vorderreifen, während das Gestell des silbernen Drahtesels um ihn kreiste, und verlangte Moderator Desimo seinen ganzen Mut ab, als er ihn bat, sich als lebendes Hindernis auf die Bühne zu legen, über das er mit seinem Rad springen wollte.Beifallsstürme des Publikums waren die Belohnung und das Resümee von Hansjörg Fritz: "Was will man sich zum Jubiläum Schöneres wünschen als einen tollen Abend, ein volles Zelt und zufriedene Zuschauer."