Von Brigitte Gerstenberger Eigentlich birgt die Setliste von Manfred Mann‘s Earth Band wenig Überraschungen, aber das ist auch irgendwie egal, denn jedes Konzert der Erd-Männer ist einzigartig. Da werden die Songs immer wieder aufs neue variiert - und der Mann an den Tasteninstrumenten setzt einfach verblüffende Akzente. Die Ingredienzien für ein perfekt groovendes Rockkonzert holt sich die Band von Bob Dylan und Bob Marley, zuweilen ein Schuss Springsteen, und der musikalische Cocktail ist angerichtet. Man könnte allerdings auch sagen, dass die Adaption bekannter Klassiker seit über 30 Jahren zum Qualitätsmerkmal von Manfred Mann gehört. Ebenso wie die Fangemeinde, die am Samstagabend in Scharen zum Zelt am Schäferhauser See pilgerte.Zunächst galt es jedoch, dem regionalen Rock-Gitarrenmeister Werner Dannemann und dessen bestens spielenden Freunden, Bodo Schopf, Schlagzeug, Siggi Schwarz, Gitarre, und Sandro Gulino, Bass, zu lauschen. Die neuesten Texte Dannemanns sind sicherlich nicht jedermanns Sache, auch wenn mit Klerus und Politik kritisch ins Gericht gegangen wird. Die Strophen, abwechselnd englisch und deutsch gesungen, sind zuweilen mit etwas ungelenkem Pathos belastet.Da flutschte die Bob-Dylan-Lyrik schon leichter ins Gemüt - wenn dieser nur singen könnte. Dies wiederum, kann Noel McCalla, Lead-Sänger der Earth Band - wunderschön anzuhören bei einem Dutzend von Songs. Heute wie damals immer noch Ohrwürmer, die Mann-Hitparade: "Father Of Day, Father Of Night", von Gitarrist Mick Rogers klasse gesungen, "Blinded By The Light" von McCalla mit viel Soul zelebriert und vom Publikum gesanglich kraftvoll unterstützt. Ebenso "Don't kill it Carol" oder Bob Marleys unwiderstehlicher "Redemption Song". Allesamt fulminant groovende, coole und vor allem typische Manfred-Mann-Coverversionen. Umringt von fünf Keyboards gibt Mann selbigen gewaltig die Sporen. Am Bass ist seit 1986 Steve Kinch. Er versetzt den alten Nummern einen tollen Kick und wird vom relativ neuen Drummer Geoff Dunn noch mal zusätzlich gepuscht. Seit über 20 Jahren mit dabei ist Gitarrist Mick Rogers. Er verleiht den Frühwerken den nötigen Rock & Roll. Mit seinen effektvollen Soli switcht er zwischen gefühlvoll, wunderbar und hart rockend hin und her. Die Gitarrenparts werden mit lautstarkem Applaus bedacht. Auch Kinch legt ein Solo am Bass hin, welches dann in "Don't kill it Carol" mündet. Zur Überraschung singt Manfred Mann die Strophen mit - ungewöhnlich für die ansonsten eher introvertiert wirkende Lichtgestalt an den Tasten. Diesmal sogar ohne die obligatorische Kopfbedeckung auskommend, brechen die fulminant arrangierten Klangkaskaden geradezu aus ihm heraus. Überhaupt, kein einziger schlapper Song in 120 Minuten, das perfekte Konzert zum Jubiläum. Es gab mehrere Zugaben und endlich auch "Mighty Quinn", natürlich mit "Smoke On The Water"-Riff versehen. |